Ob Hund oder Katze - Welches Futter ist am gesündesten?

BARF, Trockenfutter, BALF, Prey, kaltgepresst, getreidefrei, gekocht, Dose oder gar vegetarisch oder vegan? Fragt man 10 Leute, bekommt man 15 verschiedene Antworten. Der eine schwört auf Marke xy, der nächste folgt nahezu religiös-fanatisch irgendwelchen BARF-Anleitungen, wieder ein anderer setzt auf veganes Futter oder wilde Mischungen aus allem: Wie sollen Tierbesitzer:innen da noch die Übersicht behalten? Grandiose Marketingstrategien verwirren dabei genauso, wie angsteinflößende Nachrichten und Tipps aus Facebook-Gruppen.

Hier die vielleicht etwas ernüchternde Antwort: Es gibt nicht DAS perfekte Futter (auch, wenn manche Hersteller oder„Expert:innen“ dies gern behaupten). Aber es gibt für euch und euren Vierbeinerin in eurer individuellen Situation die beste Variante einer guten Fütterung. Diese gilt es zu herauszufinden, zu erproben und in den Alltag zu integrieren.

Die Pro- und Contra-Argumente für die unterschiedlichen Fütterungsformen und ein paar Entscheidungshilfen findet ihr in diesem Blog-Artikel. Am Ende verrate ich euch noch, was ich selbst eigentlich füttere…

Trockenfutter

Trockenfutter ist das meist verfütterte Futter überhaupt. Hierbei werden die Zutaten in der Regel zunächst getrocknet und gemahlen und dann gepresst. Es gibt dabei unterschiedliche Verfahren:

·     Extrudiertes Trockenfutter

·     „Kaltgepresstes“ Trockenfutter

·     Gebackenes Trockenfutter

 

Extrudiertes Trockenfutter:

Im sogenannten Extruder werden die zuvor getrockneten und gemahlenen Zutaten bei hohen Temperaturen (bis 120°C) und hohem Druck gepresst. Das hat den Vorteil, dass die enthaltene Stärke für dein Tier optimal aufgeschlossen wird und etwaige Keime abgetötet werden, aber auch den Nachteil, dass z.B. Vitamine verloren gehen. Diese müssen im Anschluss als ernährungsphysiologische Zusatzstoffe wieder zugesetzt werden.

Kaltgepresstes Trockenfutter:

Hierbei werden die Zutaten unter sehr hohem Druck in Form gepresst, auch dabei werden hohe Temperaturen bis zu 80°C erreicht, weshalb die Herstellungsmethode nicht zwangsläufig schonender ist (deswegen habe ich das „kaltgepresst“ auch in Anführungszeichen gesetzt). Auch hier müssen hitzeempfindliche Nährstoffe in Form von ernährungsphysiologischen Zusatzstoffen zugefügt werden.

Vorteil: Das Futter löst sich leichter in Wasser auf (sowas wird dann gerne an den Ständen der Hersteller auf Tiermessen demonstriert) und die Herstellung ist günstiger. Nachteil: Die erreichten Temperaturen genügen zum Teil nicht, um die Stärke im Futter ausreichend aufzuschließen, so kann das Futter schwerer verdaulich sein oder es können hygienische Mängel entstehen. Teilweise verbleibt ein höherer Restwassergehalt im Futter als beim extrudierten Trockenfutter, was den Einsatz von Konservierungsstoffen nötig machen kann.

Gebackenes Trockenfutter:

Dabei werden die Zutaten zu einem Futterbrei vermischt und in Krokettenform in einem Ofen gebacken. Diese Form der Zubereitung ist eher selten, da sie für den Hersteller recht aufwendig ist.

 

Vorteile Trockenfutter:

·     Einfache Handhabung

·     Lange Haltbarkeit, gute Lagerfähigkeit

·     Verhältnismäßig wenig Verpackungsmüll

·     Es gibt auch fertiges Futter für „Spezialfälle“ wie Welpen/Kitten, kranke Tiere etc..

 

Nachteile Trockenfutter:

·     Geringer Feuchtigkeitsgehalt, für eine gute Wasseraufnahme des Hundes oder der Katze ist zu sorgen.       Insbesondere Katzen trinken häufig nicht genügend.

·     Zusammensetzung oft für die Halter:innen nicht gut nachvollziehbar und Zutatenlisten umständlich zu       lesen.

·     Viele Tiere finden Trockenfutter geschmacklich nicht so attraktiv.

·     Etwas schlechter verdaulich als selbstzubereitetes Futter

·     Je nach Hersteller extreme Unterschiede in der Nährstoffzusammensetzung und der Qualität! Nicht      jedes Trockenfutter deckt automatisch den Nährstoffbedarf des Tieres!

Nassfutter

Bei Nassfutter werden die Zutaten gemischt und in Dosen gefüllt. Anschließend wird das Futter in den Dosen erhitzt (sterilisiert). Durch den Einsatz hoher Temperaturen werden die Keime abgetötet und das Futter haltbar (auch ohne Konservierungsstoffe). Wie beim Trockenfutter müssen einige Nährstoffe in Form von ernährungsphysiologischen Zusatzstoffen hinzugefügt werden, entweder weil diese hitzelabil sind und beim Herstellungsprozess zum Teil verloren gehen oder weil der Gehalt in den Ausgangszutaten nicht hoch genug ist.

Vorteile Nassfutter:

·     Ebenfalls einfache Handhabung

·     Viele Tiere fressen es gerne.

·     Höherer Wassergehalt

·     Es gibt auch fertiges Futter für „Spezialfälle“ wie Welpen/Kitten, kranke Tiere etc..

 

Nachteile Nassfutter:

·     Nicht alle Tiere vertragen Nassfutter. Oft werden darin sehr viele bindegewebshaltige Innereien       verwendet, darauf reagieren manche Hunde bzw. Katzen mit weichem       Kot oder Blähungen.

·     Wesentlich größere Müllmenge als bei Trockenfutter

·     Je nach Hersteller extreme Unterschiede in der Nährstoffzusammensetzung und der Qualität! Nicht       jedes Nassfutter deckt automatisch den Nährstoffbedarf des Tieres!

·     Genau wie beim Trockenfutter: Zusammensetzung oft für die Halter:innen nicht gut nachvollziehbar       und Zutatenlisten umständlich zu lesen.

 

BARF

Das Wort BARF steht für Biologisch Artgerechte Rohfütterung. Die Idee dahinter ist, mit rohen Zutaten ein Beutetier nachzuahmen. In der klassischen Version werden hierbei Fleisch, Knochen, Innereien, Öle, Obst, Gemüse und Fisch verfüttert. In Abwandlungen auch Ei und Milchprodukte sowie zum Teil auch kohlenhydrathaltige Zutaten wie Reisflocken oder (gekochte) Kartoffeln.

Vorteile BARF:

·     Die Futterration kann individuell für den jeweiligen Hund bzw. die Katze zusammengestellt werden.

·     Die Halter:innen wissen, was im Napf des Tieres landet (Ausnahme: BARF-Mischungen/Fertig-BARF, hier       ist oft auch nicht so ganz klar, was sich hinter den Mischungen eigentlich verbirgt).

·     Die Halter:innen können selbst über die Zutatenherkunft bestimmen, z.B. Fleisch regional oder vom       Biohof beziehen.

·     Viele Tiere mögen gerne BARF.

·     In vielen Fällen ist BARF leichter verdaulich als Fertigfutter.

 

Nachteile BARF:

·     Gute Kenntnisse über die Tierernährung sind nötig bzw. seriöse Futterpläne von Expert:innen. Nicht      selten fehlen in so manchem Futterplan komplette Nährstoffe.

·     Eine Rationszusammenstellung für kranke Tiere oder Welpen/Kitten sollte immer mit tierärztlicher       Beratung erfolgen! Hier können Fehler in der Futterzusammensetzung fatale Folgen haben!

·     Hygienerisiken! In Haushalten mit chronisch kranken Menschen, Schwangeren, sehr alten Personen      oder Kleinkindern unter 2 Jahren sowie bei Hunden, die Altenheime, Schulen oder ähnliches      besuchen, sollte auf die Fütterung rohen Fleisches verzichtet werden! Denn die Tiere können zum Teil      symptomlose Ausscheider von Bakterien wie z.B. Salmonellen werden. 

·     Lagerung und Zubereitung des Futters sind aufwendiger.

 ·    Ggf. Futterumstellung im Urlaub nötig.

·     Nicht alle Hunde bzw. Katzen vertragen die großen Fleischmengen und den damit verbundenen hohen       Eiweißgehalt gut - dieser kann von Fall zu Fall zu Magenübersäuerung, Blähungen oder Durchfällen       führen.

·     Aus Nachhaltigkeitsaspekten betrachtet sind sicherlich Fütterungsformen mit einem moderateren      Fleischgehalt vorzuziehen.

„Preyen“ eine Sonderform des BARF:

Beim Preyen werden ganze, rohe „Beutetiere“ verfüttert z.B. Küken oder Kaninchen.

Vorteile Preyen:

·     Beschäftigung des Hundes bzw. der Katzen beim Fressen des ganzen Tieres

·     Zahnpflege

Nachteile Preyen:

·     Auch hierbei sind Kenntnisse über die Tierernährung und Art und Zusammensetzung der gefütterten      Tiere nötig, um eine ausreichende Versorgung mit allen Nährstoffen zu erreichen.

·     Auch hier gelten die Hygienerisiken wie beim BARF.

·     Lagerung und Beschaffung des Futters sind aufwendig.

Selbstgekochtes Futter

Für selbstgekochtes Futter werden Fleisch, Gemüse, Obst und Kohlenhydratkomponenten in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen kombiniert. Zum Teil kommen auch Milchprodukte und Ei mit zum Einsatz. Durch das Kochen werden eventuelle Bakterien abgetötet und die Stärke in den Kohlenhydratkomponenten aufgeschlossen und dadurch für das Tier verdaulich.

 

Vorteile Kochration:

·      Gute hygienische Qualität des Futters

·      Individuelle Auswahl der Zutaten und Rationsgestaltung speziell für das jeweilige Tier

·      Halter:innen wissen genau, was im Napf landet und die Produktherkunft kann beeinflusst werden:        regional, Bio etc..

·      Fast immer geringerer Kotabsatz

·      Schmackhaft, gute Akzeptanz

·      „Sparsamerer“ Einsatz von Fleisch im Vergleich zum BARF

Nachteile Kochration:

•      Genau wie beim BARF sind Nährstoffimbalanzen bei falscher Futterzusammensetzung möglich und         gute Kenntnisse bei der Futterrationsgestaltung nötig.

•       Auch hier sollte eine Rationszusammenstellung für kranke Tiere oder Welpen/Kitten immer durch         einem Tierarzt erfolgen! Fehler in der Futterzusammensetzung können fatale Folgen haben!

•      Aufwendige Lagerung, Beschaffung und Zubereitung des Futters

•      Kostspielig

•      Ggf. Futterumstellung im Urlaub nötig

Mischrationen

Solange Hund oder Katze es vertragen, sind auch Mischungen der oben genannten Fütterungsformen möglich (auch in einer Mahlzeit). Hierbei ist allerdings ebenfalls eine gezielte Rationszusammenstellung und -überprüfung in vielen Fällen sinnvoll, um Nährstoffüber- oder-unterversorgungen zu vermeiden.

Fazit

Zunächst einmal sollte man sich als Tierhalter:in überlegen, was einem persönlich bezüglich der Fütterung wichtig ist und was man leisten kann. Nicht jeder hat die Zeit und die Muße aufwendig zu kochen oder die Möglichkeit einen Tiefkühlschrank an Fleischvorräten im Haus zu haben. Anderen Halter:innen ist es enorm wichtig, genau zu wissen, was im Napf des Tieres landet oder woher die verwendeten Zutaten stammen. Wieder andere möchten beim Futterkauf keinen Großkonzern unterstützen. Der nächste möchte einfach nur eine simple Lösung, die garantiert, dass alle wichtigen Nährstoffe im Tier landen usw.

Wenn ich nun als Tierhalter:in weiß, was ich machen möchte, schaue ich auf meinen Vierbeiner. Dieser sollte natürlich im Vordergrund stehen - denn er muss das Ganze ja schließlich fressen. Hier gilt zu bedenken, was das Tier mag und was es annimmt, wie es das Futter verträgt und ob es besondere Anforderungen an das Futter zu beachten gibt. Ein junges Tier zum Beispiel stellt natürlich andere Ansprüche an das Futter als ein Senior, ein gesunder Hund bzw. Katze andere als z.B. ein Allergiker oder ein Hund bzw. eine Katze mit einer Nierenerkrankung.

Das beruhigende bei der ganzen „Fütterungsangelegenheit“ ist: Vieles ist möglich, wenn es nur richtig gemacht wird. Das oberste Ziel sollte sein, dem Tier alle wichtigen Nährstoffe in ausreichender Menge zuzuführen, ggf. unter Berücksichtigung besonderer Anforderungen je nach Alter oder Erkrankung. Ein seriöses Trockenfutter ist dabei sicherlich zielführender als eine schlecht zusammengesetzte Kochration.

Ich habe mich entschieden meinen Hunden eine Mischung aus einer selbstgekochten Ration und einem guten Fertigfutter anzubieten. Damit mache ich nun schon seit langer Zeit sehr gute Erfahrung und es erlaubt mir auch ein wenig Flexibilität, z.B. im Urlaub.

Wie man ein gutes Futter (egal welcher Fütterungsform) erkennt, folgt dann in einem anderen Beitrag.

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