Mein Hund hat Durchfall-Was kann ich tun?
Beinahe jedem Hundebesitzer ist das Problem schon einmal untergekommen: Der Hund hat Durchfall. Kein Wunder, dass Durchfall mit zu den häufigsten Vorstellungsgründen beim Tierarzt zählt. Was die Ursachen sein können und was ihr dagegen tun könnt, lest ihr im folgenden Blog-Beitrag.
Was ist Durchfall überhaupt?
Bei Durchfall ist die Kotkonsistenz verändert. Diese kann breiig, wässrig oder schleimig sein, zum Teil ist der Kot auch blutig. In vielen Fällen muss der Hund öfter Kot absetzen als sonst und muss dann teilweise auch plötzlich raus.
Wichtig zu wissen ist, dass Durchfall an sich keine eigenständige Erkrankung ist, sondern EIN Symptom für eine ganze Palette an verschiedenen Erkrankungen darstellt.
Je nach Dauer der Symptome wird zwischen akutem und chronischem Durchfall unterschieden.
Von akutem Durchfall spricht man, wenn der Durchfall ein bis max. sieben Tage anhält. Typisch ist dabei ein plötzliches Auftreten. Oft treten auch Begleitsymptome wie Erbrechen, Darmgluckern oder Fieber auf.
Hält der Durchfall länger als 14 Tage an oder tritt in kurzen Abständen immer wieder auf, spricht man von chronischem Durchfall. In einigen Fällen ist der weiche Kot dabei das einzige Symptom und der Hund wirkt ansonsten völlig fit. In anderen Fällen treten auch hier zusätzliche Symptome wie wiederkehrendes Erbrechen, Sodbrennen, Darmgluckern, Blähungen oder Bauchschmerzen auf.
Was sind mögliche Ursachen von Durchfall?
Die Ursachen von Durchfall können ganz unterschiedlicher Art sein. Oft ist er harmlos, manchmal steckt aber auch eine schwerwiegende Erkrankung dahinter.
Ursachen von akutem Durchfall:
- verdorbenes Futter, plötzlicher Futterwechsel, Überfressen, Aufnahme von Müll
- Infektionen mit Bakterien, Viren (u.a. Parvovirose, Staupe) oder Parasiten (u.a. Würmer, Giardien)
- Aufnahme von Fremdkörpern
- nach Medikamentengabe z.B. Antibiotika oder Wurmkuren
- Giftaufnahme
- andere Grunderkrankungen wie Bauchspeicheldrüsen-, Leber- oder Nierenprobleme
Ursachen von chronischem Durchfall:
- Infektionen mit Giardien, Würmern, Bakterien oder Pilzen
- chronische Darmentzündungen (IBD)
- Tumore
- Bauchspeicheldrüsenentzündungen oder -insuffizienzen
- Unterfunktion der Nebenniere (Morbus Addison)
- Unterfunktion der Schilddrüse
- Diabetes mellitus
- Leber oder Nierenerkrankungen
- Stress
- Ursachen im Zusammenhang mit der Fütterung wie unpassende Futterzusammensetzung (z.B. zu viel Fett, zu wenig Ballaststoffe, schwer verdauliches Futter) oder Futtermittelallergien
Symptome und Diagnose
Manchmal kündigt sich Durchfall bei Hunden schon vorab durch Unruhe, laute Darmgeräusche oder dem Drang draußen sein zu wollen an. Oft tritt er im Zusammenhang mit anderen Symptomen auf wie Erbrechen, Bauchschmerzen, Blähungen, Fieber oder Fressunlust auf. Das Aussehen des Durchfalls kann dem Tierarzt schon einiges an Informationen liefern.
Rote Stellen am Kot sind ein Hinweis auf frisches Blut aus dem Darm. Kleine Blutstippchen treten oft schon aufgrund einer Reizung der Darmschleimhaut durch den ständigen Kotdrang auf. Schwarzer Kot (Teerstuhl) ist ein Hinweis auf verdautes Blut z.B. bei Magengeschwüren.
Weiße, reiskornartige Stellen im Kot können auf Wurmbefall hindeuten. Zementfarbener, fettiger, voluminöser Kot tritt bei einer Unterfunktion der Bauchspeicheldrüse auf.
Schleim am Kot ist ein Zeichen für ein Problem im Dickdarmbereich und ist häufig im Zusammenhang mit Giardien oder Futtermittelallergien zu beobachten. Grünlicher Kot kann z.B. bei Gallenproblemen vorkommen.
Wenn ihr mit eurem Hund wegen Durchfall zum Tierarzt geht, wird dieser als erstes eine klinische Allgemeinuntersuchung durchführen. Diese liefert ihm unter anderem Informationen über die Kreislaufsituation und den Flüssigkeitshaushalt des Hundes. Er kann tasten, ob der Bauch des Hundes schmerzhaft ist und die Körpertemperatur messen. Danach entscheidet er, ob weiterführende Untersuchungen nötig sind.
Eine Kotuntersuchung gibt Aufschluss über eventuellen Parasitenbefall, krankmachende (pathogene) Bakterien oder Pilze. Eine Blutuntersuchung ist wichtig, um unterliegende Organerkrankungen abzuklären wie Leber-, Bauchspeicheldrüsen- oder Nierenerkrankungen oder endokrine Erkrankungen wie Diabetes, Morbus Addison (Nebennierenunterfunktion) oder eine Schilddrüsenunterfunktion.
Mittels Röntgen und Ultraschall kann nach Tumoren, aufgenommenen Fremdkörpern oder chronischen Entzündungen geschaut werden.
Akuter Durchfall, was könnt ihr zuhause tun?
Nüchtern lassen oder nicht? Diese Frage ist nicht pauschal zu beantworten.
Welpen oder schwache Tiere sollten nicht hungern gelassen werden. In anderen Fällen kann ein Nüchternlassen über max. 12 Stunden dabei helfen, dass sich der Magen-Darm-Trakt des Hundes entleert und etwas beruhigen kann. Auch bei Bauchspeicheldrüsenentzündungen ist ein Fasten über 12 Stunden sinnvoll.
Zu langes Fasten kann hingegen kann zu Schäden an der Darmschleimhaut führen, da diese auch über den Futterbrei ernährt wird.
In allen Fällen muss immer ausreichend Wasser zur Verfügung stehen.
Generell sollten Hunde mit Durchfall zum Trinken animiert werden, um einer Dehydrierung vorzubeugen. Eventuell kann Trinkwasser mit Hühnerbrühe (selbst gekocht ohne Salz) oder etwas eingerührtem Nassfutter schmackhafter gemacht werden.
Die Hunde sollten Ruhe bekommen, um sich zu erholen. Ihr solltet besser mehrere kleine Spaziergänge statt eines großen machen. Sport und Toben mit anderen Hunden sind in dieser Zeit tabu.
Was kann als Schonkost gegeben werden?
Als Schonkost eignen sich zum Beispiel gekochter Reisschleim oder gekochte Kartoffeln mit magerem, gekochten Hühnchen- oder Putenfleisch oder Hüttenkäse sowie Möhrensuppe. Ein geriebener Apfel liefert Pektine zur Unterstützung der Darmflora.
Übrigens, dass bei Giardien auf die Fütterung von Kohlenhydraten verzichtet werden sollte, ist ein Mythos, der sich hartnäckig hält. Giardien können nicht über Kohlenhydratentzug “ausgehungert” werden.
Die Schonkost sollte ca. 5 Tage lang gegeben werden und dann langsam (durch Vermischen) wieder das normale Futter eingeführt werden. Passende Schonkostrezepte findet ihr hier.
Weniger sinnvoll ist die Gabe von Aktivkohle (außer sie wird im Falle einer Vergiftung durch den Tierarzt verordnet). In den meisten Fällen wird diese viel zu gering dosiert, als dass sie helfen könnte (Hunde benötigen nämlich 4 Tabletten pro kg Körpergewicht). Das wären bei einem 5 kg Hund bereits 20 Kohletabletten.
Um die Kotkonsistenz durch Wasserbindung zu verbessern, eignen sich besser bestimmte Faserstoffe, wie sie in den meisten typischen “Durchfalltabletten” oder “-pasten” enthalten sind, die ihr bei Haustierarzt bekommt. Auch Flohsamenschalen binden Wasser im Darm und können helfen, die Kotkonsistenz zu verbessern.
Bitte gebt den Hunden nicht selbst irgendwelche Medikamente ohne Rücksprache mit einem Tierarzt. Buscopan kann zum Beispiel bei Fremdkörperaufnahme die Problematik verschlechtern. Imodium kann bei Hunden mit MDR1 Defekt (z.B. bei collieartigen Rassen, Whippets, weißen Schäferhunden) zu dramatischen Vergiftungserscheinungen führen!
Ist eine “Darmsanierung” sinnvoll?
Das, was landläufig als “Darmsanierung” betitelt wird beschreibt eigentlich die Gabe eines Pro- und eines Präbiotikums zur Unterstützung der gewollten Darmflora.
Probiotika sind gute Darmbakterien, die dem Hund oral gegeben werden. Präbiotika sind bestimmte Faserstoffe wie Pektin oder Inulin, die helfen, die guten Bakterien zu ernähren.
In vielen Fällen können Pro- und Präbiotika unterstützend bei Durchfällen wirken. Allerdings ist dies oft erst dann sinnvoll, wenn die Grundursache für den Durchfall gefunden und behoben wurde. Besteht zum Beispiel eine Futtermittelallergie, die ständig die Besiedlung des Darms mit falschen Bakterien begünstigt, kann auch eine “Darmsanierung” nicht helfen, solange die eigentliche Ursache nicht behoben wurde (sprich solange nicht die passenden Zutaten gefunden wurden, auf die der Hund nicht allergisch reagiert).
Wann solltet ihr zum Tierarzt gehen?
Wenn der Hund fit ist und nur leichten Durchfall hat, verschwindet dieser meist nach ein bis zwei Tagen von selbst. Hier könnt ihr lesen, in welchen Fällen ihr einen Tierarzt zu Rate ziehen solltet:
- Wenn der Durchfall länger als 48 Stunden andauert.
- Wenn der Hund Fieber hat. Die Körpertemperatur bei Hunden wird im After gemessen und sollte zwischen 38 und 39 °C liegen.
- Wenn der Hund schlapp wird oder andere Symptome wie Erbrechen, Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit, Bauchschmerzen, Unruhe oder Zittern hinzukommen.
- Wenn Teerstuhl (schwarzer Kot ) oder blutiger Kot auftreten oder der Durchfall extrem stark ist.
- Wenn der Hund dehydriert ist. Dies fällt als erstes an den Schleimhäuten z.B. im Maul auf. Wenn der Flüssigkeitshaushalt eures Hundes nicht ausreichend ist, werden diese klebrig pappig statt feucht-glänzend. Wenn ihr an Hals oder Rumpf eine Hautfalte hochzieht und diese nur langsam wieder verstreicht oder gar stehen bleibt, ist der Flüssigkeitsverlust bereits deutlicher vorangeschritten.
- Bei älteren oder bereits geschwächten Tieren sowie Welpen und Hunden unter 5 kg Körpergewicht.
- Wenn ihr euch irgendwie unsicher seid, wie die Situation eures Hundes zu bewerten ist, solltet ihr ebenfalls einen Tierarzt aufsuchen. Lieber den Hund einmal mehr dort vorstellen, als zu spät.
Durchfall bei Welpen - Gibt es Besonderheiten?
Durchfall bei Hunden unter 12 Wochen sollte immer zügig dem Tierarzt vorgestellt werden. Bei Welpen ist der Flüssigkeitsverlust durch Durchfall schnell lebensgefährlich. Auch können diese rasch unterzuckern. Deswegen sollten Welpen auch nicht nüchtern gelassen werden!
Dauerhafter oder ständig wiederkehrender Durchfall – Was ist zu tun?
Wichtig ist zunächst die Abklärung beim Haustierarzt zum Ausschluss schwerwiegenderer oder möglicher unterliegender organischer Durchfallursachen mittels Blut- und Kotprobe sowie eventueller Bildgebung (Röntgen oder Ultraschall)(siehe Diagnostik).
Findet der Kollege bei diesen Untersuchungen eine Ursache für die Durchfallproblematik, sollte die Fütterung entsprechend der jeweiligen Grunderkrankung angepasst werden z.B. eine Leberdiät bei Lebererkrankungen oder eine fettreduzierte Kost bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung.
Bleiben die Untersuchungen hingegen ohne Auffälligkeiten, sollte auf jeden Fall einmal die Fütterung genauer unter die Lupe genommen werden, um mögliche fütterungsbedingte Durchfallursachen abzuklären. Hierbei helfe ich euch gerne weiter. Anhand der aktuellen Symptome des Hundes und der Fütterungsvorgeschichte erstelle ich einen Plan, um systematisch mögliche fütterungsbedingte Durchfallauslöser mit euch aufzuarbeiten. Hierbei spielen viele unterschiedliche Faktoren eine Rolle. Diese reichen vom Eiweiß-, Fett-, Kohlenhydrat- und Ballaststoffgehalt der Hundenahrung über die Verdaulichkeit der Zutaten, Zubereitungsart und Mahlzeitenfrequenz des Futter bis hin zu Futtermittelallergien.
Wie könnt ihr Durchfall vorbeugen?
Natürlich könnt ihr nicht allen Ursachen für Durchfall vorbeugen. Aber ein paar Tricks vermindern schon einmal die Wahrscheinlichkeit, dass Durchfall im Zusammenhang mit einigen typischen Auslösern auftritt.
Ihr solltet abrupte Futterumstellungen vermeiden und neues Futter langsam einführen. Dafür mischt ihr das alte mit dem neuen Futter über ca. eine Woche und lasst dabei den Anteil des neuen Futters immer größer und den Anteil des alten Futters immer kleiner werden bevor ihr schließlich komplett umstellt.
Bei Hunden, die draußen alles mögliche fressen (Kot, Müll, Unverdauliches) können Netzmaulkörbe verhindern, dass etwas aufgenommen wird.
Ihr solltet den Kot eurer Hunde regelmäßig in einem tierärztlichen Labor auf Würmer untersuchen lassen. Kotuntersuchungen mit Sets zum selber Sammeln und Einschicken, liefern leider oft fragwürdige Ergebnisse. Wichtig ist, dass der Kot für die Untersuchung auf Parasiten über drei Tage gesammelt wird (von jedem Haufen ein bisschen Kot einsammeln).
Die Haufen eurer Hunde sollten draußen prinzipiell eingesammelt und dann entsorgt werden. Das schützt nicht nur euren eigenen Hund davor, sich selbst nach eventueller Parasitenbehandlung oder überstandenem Infekt erneut zu infizieren, sondern natürlich auch andere Hunde. Das Trinken aus öffentlichen Näpfen und Pfützen sollte ebenfalls möglichst vermieden werden, damit der Hund sich dort keine Erreger einfängt.
Der Futter- und Wassernapf sollten täglich mit heißem Wasser gereinigt werden. Das Hundefutter sollte hygienisch gelagert und nach Anbruch schnell verbraucht werden, vor allem bei frischem Fleisch und Nassfutter! Der Hund sollte selbstverständlich nicht übermäßig mit Speiseresten gefüttert werden. Eine ausgewogene, zum individuellen Hund passende Ernährung ist natürlich auch zum Vorbeugen von Magen-Darm-Erkrankungen die beste Grundlage.